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Wo ein Genosse ist, da ist die Partei (SED). Wo 20 Genossen sind, da ist ein Intershop. – ein gängiger Treppenwitz aus DDR-Zeiten. Doch, was war eigentlich ein Intershop? Intershop war eine Einzelhandelskette in der DDR für Besucher und Transitreisende aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW). Dadurch war für diese der Einkauf vertrauter Waren möglich. Beispielsweise konnten das die gewohnte Zigarettenmarke sein. So gab es ein Kiosk am Bahnhof Friedrichstraße, der früh in Betrieb genommen worden war. Er firmierte zunächst unter dem Namen Transitlager und Internationaler Basar. Der Kiosk befand sich in einem Bereich, zu dem DDR Bürger nach 1961 keinen freien Zugang mehr hatten. Am Berliner Bahnhof Friedrichstraße verkehrte unterirdisch eine U-Bahn (von Westberlin nach Westberlin), von der der Westberliner bequem in die ebenfalls unterirdisch verkehrenden S-Bahn (von Westberlin nach Westberlin) umsteigen konnte. Da die S-Bahn als Teil der Reichsbahn lange unter der DDR-Regie fuhr, gab es Senatskampagnen im Westteil Berlins gegen den gesamten S-Bahn-Verkehr. Der Kiosk gehörte zu den gezielten „Werbemaßnahme“ Ostberlins. Natürlich siegte beim normalen Westberliner die Bequemlichkeit und stieg sogar gerne am Bahnhof Friedrichstraße um. . Das lag an der Zollfreiheit (duty free), was sich besonders bei Tabakwaren und Alkohol bemerkbar machte.
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Selbstverständlich entstanden derartige Läden auch an Grenzübergängen und Flughäfen. Dazu ist 1962 die staatliche Handelsorganisation „Intershop GmbH“ gegründet worden. Da sich mit frei konvertierbare Währungen wie D-Mark und US-Dollar gut Geschäfte machen ließen, erweiterte man schnell das Angebot auf Nahrungsmitteln, Schmuck, Kosmetika später sogar Kleidung, Spielwaren und technische Geräte. Die Verkaufspreise lagen deutlich unter denen in der Bundesrepublik Deutschland oder eben in Westberlin. Mit den Transitabkommen, v.a. Anfang der 1970er Jahre steigt der Besucherstrom aus dem Westen sprunghaft. Damit stiegen natürlich die Umsätze. 
Heute vor 45 Jahren erhielten erstmals auch DDR-Bürger legalen Zugang zum Warenangebot der Intershops. Plötzlich gab es neben dem Angebot im Konsum (Verkaufseinrichtung in der DDR) oder den etwas teureren HO-Läden eine dritte Bezugsquelle für Waren. Bezahlt werden konnte mit jeder frei konvertierbaren Währung. Wer konnte, nutze das natürlich für einen Einkauf für den Gabentisch 1973. In der DDR nannte man Weihnachten vorzugsweise Jahresendfeier
Allerdings war der Besitz von Westgeld (Valuta) in der DDR verboten. Erst durch ein Erlass des DDR-Ministerrates 1974 ist das Verbot teilweise aufgehoben worden. Für Mitarbeiter der DDR-Behörden, v.a. die Offiziere des Staatssicherheitsdienstes konnte der Besitz „harter Währung“ aus dem Westen unangenehme Folgen haben. Ausnahmen galten letztlich nur für die Mitarbeiter der Auslandsspionage, die ja selbstverständlich im Westalltag verkehren sollten. Auch die Intershop-Verkäufer erhielten übrigens einen Teil ihres Gehaltes in Devisen. 
Im Februar 1974 gab es durch besagten Erlass des DDR-Ministerrats zusätzlich die Maßgabe, dass es an allen Transitautobahnraststätten Intershops geben sollte. Spätestens mit der Machtübernahme Erich Honeckers 1971 war ein Politikwechsel eingeläutet. Unter Honecker begann, dass die DDR-Bevölkerung nicht nur die Annehmlichkeiten des sozialistischen Alltages genossen, sondern auch Anteil an den Konsumprodukten des Westens haben sollte. Dies galt insbesondere für die ca zwanzig Mitglieder des SED-Politbüros. Seit Herbst 1960 lebten diese mit ihren Familien in einer abgeschotteten Siedlung im Norden Berlins bei Wandlitz. Auf dem streng abgeschotteten Gelände gab es ein sogenanntes Ladenkombinat, indem die Bewohner der Siedlung sich mit den Westwaren versorgen konnten. Als Walter Ulbricht 1973 verstarb, musste seine Witwe Lotte die Siedlung verlassen und erhielt ein Haus im Majakowskiring 12 in Berlin-Pankow. Schriftlich wurde ihr jedoch gestattet, weiterhin sich im Ladenkombinat zu versorgen.
Ab 1979 mussten DDR-Bürger vor dem Einkauf in den Intershops das Geld in Forum-Schecks umtauschen. Nur mit dem entsprechenden Pass konnte man noch mit „richtigem Geld“ bezahlen. 
Das war zum Ende der DDR nicht mehr ganz so streng gehandhabt worden. Ab Herbst 1989 tauchten in Leipzig, gerade zum Wochenende immer mehr Westdeutsche, v.a. aus Hessen für eine Stipvisite auf, Es waren meistens Studenten aus Frankfurt/Main. Am 22. Dezember, einem Freitag, tauchten wieder einmal in der Moritzbastei zwei Junge Männer auf und suchten eine Übernachtung. Wie immer konnten wir (ich studierte damals selbst an der Karl-Marx-Universität) sie im Studentenwohnheim unterbringen. Am nächsten Tag nutzen wir diese Gelegenheit, um nach Erfurt zu kommen. Mit ihrem VW Golf nahmen sie uns (meine damaligen Freundin und mich) auf der Rückfahrt mit. Angekommen in Erfurt, schenkten sie uns jeweils 10 DM. Natürlich sind wir zu diesem Zeitpunkt nicht erst zur Staatsbank gelaufen und haben das Geld in Forumchecks umgetauscht. Kurz vor Weihnachten 1989 war das nun nicht mehr notwendig…
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