23. Dezember 1918: Heute vor 100 Jahren wurde Helmut Schmidt geboren. Als deutscher Bundeskanzler engagierte er sich für den NATO-Doppelbeschluss 1979, wodurch dem Warschauer Pakt Verhandlungen angeboten worden sind. Gleichzeitig sind jedoch neue US-Raketen in der Bundesrepublik aufgestellt worden.
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt wäre heute einhundert Jahre geworden. Als die Berliner Mauer im Sommer 1961 entstand, war Helmut Schmidt gerade Innensenator in seiner Heimatstadt Hamburg geworden. Seine große Bewährungsprobe kam nur wenige Monate später im Winter 1962. Als eine Sturmflut Hamburg bedrohte, leitete er erfolgreich den Großeinsatz der Polizei und anderer Rettungsdiensten, wie Katastrophenschutz oder das Technische Hilfswerk (THW). Auf seine Weisung hin kamen sogar Soldaten der Bundeswehr zum Einsatz, dazu deren schweres Gerät und Hubschrauber. Erst vor fünf Jahren, im Sommer 2013 bei dem schlimmen Hochwasser an der Elbe konnten wir erleben, wie wichtig das für den Erfolg bei der Abwendung von Katastrophen sein kann. Helmut Schmidt konnte 1962 zwar nicht verhindern, dass über 300 Opfer zu beklagen waren, aber ohne sein Organisationstalent wären es gewiss viel viel mehr gewesen.
Beim Mauerbau in der Nacht vom 12. zum 13. August bedurfte es ebenfalls ähnlich guter Organisatoren. Walter Ulbricht, als SED-Chef und neues DDR-Staatsoberhaupt beauftragte damit in erster Linie Erich Honecker, damals Sicherheitssekretär des Zentralkomitee der herrschenden Partei. Honecker war damals fast fünfzig Jahre alt. Ihm standen neben der DDR-Polizei (Deutsche Volkspolizei) paramilitärischen Einheiten, wie die sogenannten Kampfgruppen sowie das DDR-Militär zur Verfügung. Todesopfer gaben dabei keine. Seine Einsatzzentrale ist an diesem Wochenende das Polizeipräsidium am Alexanderplatz gewesen. Von hier aus wurde der Westteil Berlins, der Teil, der aus dem französischen, britischen und amerikanischen Besatzungssektor hervorgegangen war, abgeriegelt. Fortan sollte kein Ostdeutscher mehr über diesen Bereich die DDR verlassen können. Deshalb sind nach der Abriegelung aus Stacheldrahtzäunen Bauarbeiter damit beschäftigt, die Zäune durch eine Mauer zu ersetzen.
Die Bezeichnung Mauer wurde dabei in der DDR eher gemieden. Besser hieß es: Antifaschistischer Schutzwall, der eigentlich dazu diene, die DDR vor kriminellen Verbrecher und Menschenschleusern zu schützen. Junge Männer meldeten sich, dieser Propaganda glaubend, zum Dienst an der Grenze und sahen sich tatsächlich mitAgenten konfrontiert. Vor allem Studenten der Freien Universität organisierten für ihre Kommilitonen oder Freunde aus dem Ostteil Berlins Fluchten. Sie fälschten Ausweise oder bauten Fluchttunnel, taten also alles, was dem prognostizierten Bild eines Agenten entsprach.
Etwa zwanzig Jahren nach seiner Feuerprobe als Politiker traf Helmut Schmidt am 11. Dezember 1981 diesen Erich Honecker, nunmehr DDR-Staatsoberhaupt, im heutigen Brandenburg. Die besonderen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten ließen es nicht zu, dass ein deutscher Bundeskanzler wie andere offizielle Gäste im Staatsratsgebäude in Berlin empfangen werden konnte. Eine Übernachtung Schmidt´s im Schloss Schönhausen, damals als Schloß Niederschönhausen erstes Gästehaus des Ministerrates, blieb ebenfalls ausgeschlossen. So trafen sich die beiden Männer außerhalb Berlins.
Dabei hätte es Helmut Schmidt gut gefallen können, wenn er gewusst hätte, dass im Schloss Schönhausen vierzig Jahre vorher sämtliche Bildwerke von Ernst Barlach versammelt gewesen waren. Helmut Schmidt war nämlich ein großer Barlachbewunderer. Der äußerst erfolgreiche norddeutschen Künstler Ernst Barlach war in Hamburg ausgebildet worden. Unter den Nationalsozialisten geriet Barlach in die Kritik als sogenannter „entarteter Künstler“. Über 400 seiner Kunstwerke wurden aus öffentlichen Sammlungen in Deutschland entfernt. Als Depot für diese Kunstwerke diente Josef Goebels vor allem das Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow. Zuvor wir hier eine Heizung eingebaut worden. Kunsthändler wie der Vater von Cornelius Gurlitt (https://de.wikipedia.org/wiki/Cornelius_Gurlitt_(Kunstsammler)) Hildebrand Gurlitt gingen hier ein und aus und finanzierten ungewollt die Machenschaften der Nazis. Barlachs Kunstwerke landeten nach dem Krieg vor allem in Bremen. Wie sie die sowjetische Besatzungszone nach 1945 verlassen konnten, blieb bisher ungeklärt, denn die meisten Barlachwerke konnten im Schloss Schönhausen nicht verkauft werden.
Eine weitere Barlachsammlung gab es zu DDR-Zeiten in Güstrow. Diese wollte Helmut Schmidt natürlich unbedingt besuchen. Erich Honecker konnte ihm diesen Wunsch erfüllen. Gleichzeitig präsentierte er sich mit der Hilfe des Stasi-Ministers Erich Mielke wieder einmal als absolutes Organisationstalent. Schmidt ist von den Bewohnern Güstrows fast vollständig abgeschirmt worden. Zu seiner kleinen Visite tauschte man die Bevölkerung praktisch aus. Um eine Adventsstimmung und festliche Atmosphäre zu inszenieren blieb der Weihnachtsmarkt natürlich geöffnet. Die meisten Besucher waren jedoch in Zivil gekleidete Stasi-Mitarbeiter. Sie jubelten natürlich dem Staatsratsvorsitzenden der DDR und Generalsekretär des ZK der SED Erich Honecker zu. Wie beim Mauerbau waren zahlreiche Sicherheitskräfte im Einsatz. Dazu gab es wieder einmal Haftbefehle und Personenkontrollen. Sogar Wohnungsuntersuchungen, wie im Sommer 1961 im grenznahen Bereichen der Mauer, wurden kurz vor Weihnachten 1981 in Güstrow und Umgebung durchgeführt.
Zu seinem Geburtstag und zum Weihnachtsfest war Bundeskanzler Helmut Schmidt wieder daheim.