Wie Musik die Mauer überwindet
Zum 750 Jährigen Jubiläum geben sich in Westberlin 1987 am Pfingstwochenende Rocksuperstars wie David Bowie und Genesis die Klinke in die Hand, als sie beim Concert for Berlin auf einer 76 Meter breiten Bühne vor dem Reichstagsgebäude auftreten. Nur wenige Meter daneben, auf der anderen Seite der Berliner Mauer haben sich Musikfans aus der DDR zusammengefunden, um die Konzerte zumindest live hören zu können. Das Festival geht über das gesamte Pfingstwochenende und so geschieht es, dass am noch Samstag einige Hundert DDR-Bürger jenseits der Mauer dem Spektakel lauschen, Sonntags aber bereits mehrere Tausend Zuhörer vor Ort sind.
Die Beschallung sowohl des Westens, als auch des Ostens ist klare Intention der Veranstalter Concert Conzept um auf die Teilung hinzuweisen, aber auch um die verbindende Kraft der Musik aufzuzeigen. Was allerdings nicht in der Absicht der Veranstalter ist, sind die Unruhen auf der Ostseite Berlins, die sich zwischen Polizei und Musikfans von Pfingstsonntag auf Montag entfachen.
Während vor dem Reichstagsgebäude rund 60.000 Menschen friedlich feiern entwickeln sich im Osten stetig größere Konfrontationen. Zunächst beginnt die Volkspolizei Ausweise zu kontrollieren und Leute des Ortes zu verweisen, als diese versuchen, einen Blick auf das Konzert zu werfen. Nachdem sich im Berliner Osten allerdings die Nachrichten über das Konzert und die Repressalien der Volkspolizei verbreiten, ziehen immer mehr Menschen in Richtung Mauer, zunächst als Musikfans, später als Demonstranten. Mit tausenden Bürgern haben offizielle Stellen der DDR nicht gerechnet und so geschieht es, dass am Sonntag und Montag die Situation völlig eskaliert. Die Polizei versucht mit Knüppeln Demonstranten auseinanderzutreiben, zivile Beamte nehmen in Gruppen einzelne Musikfans fest und all das wird übertönt von Gorbatschow-Rufen und Beleidigungen gegen Polizei und Staat.
Am Ende steht fest, dass dies nicht der letzte Protest war, den die Bürger der DDR erleben sollten. Von offizieller DDR-Seite aus heißt es nach dem Pfingstwochenende, die westlichen Medien hätten die Situation überspitzt dargestellt und es sei alles unter Kontrolle gewesen.